“My name is Captain Jack Sparrow,
-ah, I take it some of you have heard of me.”




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Samstag, 2. Mai 2009

Rückblick ::: Schelmish



27.März 2004
Ich erinnere mich zurück ...



Ist es üblich, dass man in einer frostklirrenden Frühlingsnacht über verlassene Dörfer und Siedlungen fährt, um Zuschauer eines einzigartigen Spektakel zu werden? Nein... üblich ist es sicher nicht, aber sicher auchnicht unmöglich. Und aus "Unmöglichen" wandel ich gern ein "Möglich"! Und so geschah es, dass ich in Satzvey, dem Ort des Geschehens bei Nacht und Nebel eintraf. Als ich durch den geheimnisvollen, kaum ausgeleuchteten Ort fuhr, um die Burg zu suchen, sah ich einige dunkle Gestalten durch die Gassen hasten. Sie trugen weite wehende Mäntel mit Kapuzen und an ihren Füssen erklang helles Geläut feiner Schellenklänge. Ich ahnte, dass ich dem fremden Fußvolk folgen sollte, die mich auf geheimnisvolle Art mit ihren kleinen Glockenschall lockten. So ließ ich meinen Wagen abseits stehen und folgte den davon hastenden Anhängern des Mittelalters. Abstand wahrend sah ich, wie immer mehr schmucke Menschen zusammen strömten, und während ich ihnen flinken Fußes hinterher eilte, stand ich auf einmal unvermittelt vor den Toren der Burg. Lichter spiegelten sich auf dem Wasser und warfen unheimliche Schatten auf das alte Gemäuer. Ich hörte die Gestalten tuscheln und lachen und sah, wie sie an der fahnenbestückten Brücke herüberliefen, um im Torbogen der Wasserburg zu verschwinden.

Rotweiße Fensterläden verbargen das fahle Licht, dass aus den einzelnen Burgzimmern hervorlugte und sich wie ein kleiner heller Willkommensgruß auf die eilenden Besucher legte. Im Burghof angelangt, verbarg ich mich in einer dunklen Ecke und beobachte das geheimnisvolle Treiben. Die Schellenringeklänge vermischten sich mit dem Knirschen des Kies unter den Füßen. Das Flattern der Fahnen an den Burgzinnen erschien mir, wie wenn man auf die geheimnisvollen Gästen gewartet hätte. An dunklen Efeu und Weinranken vorbei schlich ich den wispernden Glocken und Windspielen hinterher und ließ mich zum Gutshof der Burg leiten. Läden aller Arten gaben sich hier meinem Blick frei. Halbvergessene Kunst schienen hinter den Fenstern zum Leben zu erwachen. Die Burg Taverne zog meinen Blick an, genauso wie die Gräfliche Destille.

Die Kapuze tief in das Gesicht gezogen, löste ein Knappe meinen Blick ab und auf die leise Frage, wo der Bourbonensaal zu finden sei, verwies er mich darauf, den Duft zu folgen. Und wie mit einem Trompetensignal, kreisten auf einem mal volle Becher zwischen den drängenden Gauklern, und köstliche Düfte entführten mich zu einem unvergessenen Ausflug in eine Zeit der Ritter, Minne und Romantik.Im Bourbonensaal angelangt erhielt ich ein wohlwollendes Lächeln und ein geheimnisvolles grünes Zeichen, womit ich geehrt durch die Hallen schritt. Die Taverne lockte mit Krügen voller Bier und rotem Wein und duftendem Fleisch, das Gewölbe an sich ward mit Kerzen ausgeleuchtet und gusseisernen Kerzenhalten an den tragenden Säulen geschmückt. Lange Bänke und hölzerne Tische luden zum Speisen und Singen ein und im Saal selbst, erkannte ich zwischen den roten Wappen an den Wänden das Signet der Schelme, dem eigentlichen Grund, meines nächtlichen Ausfluges.




Die Spielleute Schelmish hatte zum Frühjahrsauftakt in der Wasserburg Satzvey eingeladen und rund 250 mittelalterlich gekleidete und gedanklich verwandte Besucher waren diesem Ruf gefolgt um dem Alptraum aller Spielleute beizuwohnen ... und ich mittendrin. Wohin mein Blick auch glitt, entdeckte ich die wohlgefälligsten Gewandungen. Mäntel wurden mit Fibeln zusammen gehalten. Lederhosen, Wollwesten und Rüschenhemden säumten an langhaarigen Ankömmlingen meinen Weg zum eigentlichen Ziel und gaben mir weitere Blicke auf Kettenhemden, Fuchsfelle und Trinkhörner frei. Ich folgte den Tröten, Pfiffeln und Schrammeln und dem Ruf, dass Spielleute zu treffen, die durch fremde Länder ritten und das Tor der Zeit durchschritten. Und mittendrin erkannte ich zwischen Trumscheit, Harfe, Schalmei, Tamburin, Tommel, und Sackpfeifen das Schelmenpack, fasste mir ein Herz und grüßte mit „Felix qui potuit rerum cognoscere causas!“ das so viel bedeutet wie, „Glücklich, wem es gelang, den Grund der Dinge zu erkennen“.

Des Demonia antwortete mit Handschlag und einem wissenden Lächeln und führte mich den Schelmen vor, nachdem sie ihre Sackpfeife, die sie zum Stimmen in den Händen gehalten hatte fort legte und von der Bühne trat. Dextro, der Anführer der Schelme hieß mich Willkommen, ebenso wie Amsel und Fragor, die sich zu mir gesellten. Ich hatte nicht damit gerechnet, vor dem musikalischen Stelldichein mit den Schelmen in das Gespräch zu kommen. Ich zeigte meine Begeisterung und unterhielt mich freudig mit den Spielleuten über dies und das, nickte Luzi und Sakepharus zu und war berauscht, die Spielleute hautnah erleben zu dürfen. Der Bourbonensaal füllte sich und so ließ ich die Schelme zum letzten Einstimmen der Instrumente ziehen, bestellte mir einen Krug Wasser und beobachtet das Treiben aus der Ferne. Was danach passierte, ist mit Worten kaum zu beschreiben und ich wünsche mir, dass jeder, der die Gelegenheit bekommt, die Schelme aufspielen zu hören, dort hinfährt um sich das Spektakel anzuschauen.

Gewandet erschienen die sieben Spielleute nacheinander auf der Bühne und brachten für die kommenden zwei Stunden den Bourbonensaal zum kochen. Jeder einzelne Schelm brachte neben einer ungeheuren Musikalität eine weitgreifende Sympathiewelle mit, die sich mit dem ersten Gongschlag über die Gäste wie ein schmeichelndes Tuch der mittelalterlichen Erinnerung legte. Belederte Spitzschuhe wippten im Takt und klatschende Hände feuerten Schelmish von einem Gesang zum Anderen an. Binnen weniger Flötenklänge schienen Musikanten und Zuhörer „Eins“ zu werden und die Schelme ließen ihre Melodien mit Schellenringen, Tamburinen und frohlockenden Gesang der Zuhörer und Mitsänger begleiten. Mit lautstarken Zugabeforderungen, anschließenden mitreißenden Einlagen endete leider die musikalische Vorstellung und die Schelme luden zum Essen fassen und einem kühlen Bier in der Taverne ein. Verzaubert und mit anmutsvollen Klängen der Klangsäcke verließ ich in der Nacht der Auftakte die Burg Satzvey, mit einem Versprechen, am sechsten des nächsten November zum Geisterfest zurück zu kehren, um die Schelme wieder spielen zu hören.




Auf ein baldiges Wiederhören, Des Demonia, die mit ihrem charmanten und auffordernden Lächeln das Publikum zum Mitmachen aufforderte und die schier kräftige Puste für Gesang und die Sackpfeifen nicht ausgehen wollte. Dextro, der die Schelme mit liebenswürdigen „Geschwätz“ immer im rechten Licht vor zu stellen und beleben wusste und wie ein Irrwisch über die Bühne fegte. Vor ihm schien gar nichts sicher. Amsel, deren Augenspiel eine wahre Freude wahr und mit einer kräftigen Portion an Spaß und Freude an der Musik aufspielte und jedem den Ton blies. Sakepharus, der mit ungeheuren Schlagwerk anstimmte und von Lied zu Lied heroldische Überleitungen fand und die Stimmung aufrecht erhielt. Fragor, der im Hintergrund die Trommeln, Gong und manch anderes Schlagwerk bediente und mit seiner Ausstrahlung seine Schlagfertigkeit untermalte. Rimsbold, der mit holden Gesang und hellklingendem Flötenspiel verzückte und die Gäste auch ohne Feuerspucken anzufeuern wusste sowie Luzi, der mit seinem Charme die Schelme abrundete und sich von Nichts aus dem Takt seiner Trommeln und Sackpfeifen bringen ließ.

Bleibt mir zum Abschluss nur zu sagen, habet großen Dank, dass ich einem „schelmishen Alptraum“ beiwohnen durfte.

© Capri



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